Wieviel Ballast, welches Setup und Flugtechnik?
In den letzten Jahren hat der Wind zu genommen, zumindest in meiner Region. Kann bei etwas mehr Wind geflogen werden?
Eindeutig ja man kann, allerdings sollte man dabei auf ein paar wichtige Faktoren beim Setup seines RC-Gleitschirms achten.
Bei Wind und Böen wird es sportlich!!!
Bei starken Winden und böigen Verhältnissen muss „aktiv“ geflogen werden. Das Gewicht der Pilotenpuppe, Gondel oder Motortrike sollte erhöht werden, um eine größere Flächenbelastung zu bekommen. Die Steuerleinen sollten ohne Spiel eingestellt sein, damit man schnell reagieren kann. Die Flugtechnik und die Fähigkeiten des Piloten spielen eine Rolle. Bei anspruchsvollen Bedingungen sollte der Pilot den Schirm wirklich beherrschen und Kappenstellungen während des Flugs „lesen“ und einschätzen können. Einsteiger, und ungeübte sollten sich langsam an solche Verhältnisse trauen, um nicht überfordert zu werden.
Zusammengefasst: Bei Wind und Böen wird es sportlich!!! Kurz möchte ich auf die wichtigsten Faktoren eingehen.
– Setup des RC-Gleitschirms bei stürmischen Bedingungen
– Flugtechnik
Das Setup ist entscheidend. Bei böigen und windigen Verhältnissen muss der RC-Gleitschirm sehr stabil eingestellt werden. Ein Gleitschirm braucht für ein stabiles Flugverhalten eine hohe Flächenbelastung. Bei Null-Wind Flügen kann durchaus mit äußerst wenig Gewicht geflogen werden, bei starkem Wind wird es aber nicht funktionieren. Die Physik lässt sich hier leider nicht austricksen. Die Gondel, Rucksackmotor oder Trike des Modellgleitschirms benötigen auf jeden Fall soviel Gewicht , dass die Fluggeschwindigkeit höher als die Windgeschwindigkeit ist. Der Gleitschirm muss schneller fliegen als der Wind weht, damit er über Grund auch vorwärts fliegt. Dies wird durch mehr Gewicht erreicht. Mit dem Zusatzgewicht erhöht sich auch die Flächenbelastung.
Die Flächenbelastung spielt eine entscheidende Rolle. Bei ruhigen Bedingungen strömt die Luft sehr konstant und gleichmäßig um den Schirm. Die Kappe kann sich gut mit Luft füllen und der Staudruck hält den Schirm stabil. Deshalb ist es bei ruhigen Bedingungen auch möglich, mit wenig Gewicht zu fliegen. Wenn es böig und turbulent ist, dann wird die Kappe/Gleitschirm nicht gleichmäßig umströmt. Haben wir nun eine geringe Flächenbelastung, weil z.B. zu wenig Gewicht/Ballast mitgenommen wurde, dann wird der Schirm anfälliger gegen Klapper und unkontrollierbare Flugzustände. Die Luft umwirbelt den Schirm, sie kommt in einem Moment von oben, im nächsten von unten oder der Seite. Da ein Gleitschirm keine starre Tragfläche hat, ist dieser naturgemäß sehr anfällig gegen Turbulenzen. Ein stärkerer, konstanter (laminarer) Wind hingegen ist gar nicht schlimm. Wenn z.B. am Hang gesoart wird, ist dies sogar von Vorteil, da man den Gleitschirm im dynamischen Hangaufwind fliegt. Es muss nur darauf geachtet werden, dass die Fluggeschwindigkeit des Schirms schneller als die Windgeschwindigkeit ist. Zurück zur Flächenbelastung und der daraus resultierenden besseren Kappenstabilität.
Mehr Gewicht = stabilere Schirm und größere Fluggeschwindigkeit
Es muss mindestens so viel Zusatzgewicht/Ballast eingesetzt werden, dass der Gleitschirm vorwärts fliegt. Durch das höhere Gewicht hängt die Pilotenpuppe, Trike oder Gondel strammer im Schirm. Somit kann der Schirm nicht so schnell durch turbulent umströmte Luft entlastet werden. Wenn ein Schirm entlastet wird, geht der Staudruck verloren, die Leinen verlieren ihre Spannung. Die Leinen geben dem Schirm seine Form und die Auftrieb erzeugende Geometrie.
Wenn die Leinen keine Spannung mehr haben, hat der Schirm auch keine funktionierende Form mehr. Die Kappengeometrie und Profil gehen verloren und der Schirm wird anfälliger gegen Klapper. Heftige Turbulenzen können am Schirm von kleinen Klappern bis hin zum totalen Kollaps führen. Bei einem kollabierten Schirm ist die Kappe komplett zusammengefallen und es gehört Können und Glück dazu, den Schirm wieder in der Luft geöffnet zu bekommen. Wenn sich Leinen ineinander Verhängen kann es dann durchaus sein, dass sich der Schirm nicht mehr, oder nur teilweise öffnet, was zu einem unkontrollierten Flugzustand – bis hin zum Absturz führen kann.
Flugtechnik im starken dynamischen Hangaufwind und turbulenter Luft
Wenn der Wind laminar und stark gegen den Hang weht, dann steigt an dieser Stelle die Luft und es kann in diesem Bereich ganz ohne Motorkraft stundenlang geflogen werden. Man fliegt immer vom Hang weg. Am besten fliegt man sogenannte ACHTEN vor dem Hang. Wenn ich mit meinem RC-Gleitschirm z.B. von rechts nach links fliege, dann wende ich mit einer nicht ganz 180° Rechtskurve. Nun fliegt der Schirm von links nach rechts und ich wende mit einer nicht ganz 180° Linkskurve. Dadurch entstehen 8er und man spricht vom 8er fliegen. Also immer vom Hang wegfliegen.
Möchte man am Hang etwas stärker steigen kann ich den Schirm etwas anbremsen. Durch die stärkere Wölbung der Kappe erhöht sich die Auftriebskomponente, der Schirm fliegt etwas langsamer und steigt noch besser. Man sollte den Schirm aber nur soweit anbremsen, dass er auch noch vorwärts fliegt. Gute Piloten können den Schirm direkt vor sich durch kontrolliertes Anbremsen regelrecht in der Luft stehen lassen.
Ein weitere großer Vorteil des angebremsten Fliegens ist, dass der Gleitschirm stabiler fliegt. Dies wird im manntragenden Bereich übrigens genauso gehandhabt. Den Schirm bremst man permanent ein wenig an. Natürlich nicht voll durchbremsen, ca. 1/3 des Steuerweges. Wenn die Vorwärtsfahrt zu gering ist öffnet man einfach die Bremsen etwas und der Schirm nimmt Vorwärtsfahrt auf.
Turbulente Luft und heftiger böiger Wind
Dies sind mit Abstand die schwierigsten Bedingungen für einen Gleitschirm. Egal ob manntragend oder Modell. Beim Modell ist es sogar noch schwieriger als beim Echten. Dies liegt daran, dass dem Modellpiloten das „Popometer“ fehlt. Der Modellpilot fühlt nicht, was der Schirm über ihm macht. Piloten sprechen hier vom „Popometer“ da man im Hintern sozusagen fühlt, was der Schirm über einem Macht. Eigentlich fühlen es die Manntragenden eher an den Steuerleinen. Genauer gesagt den Steuerdruck der Steuerleinen.
Hier wird auch vom „aktiven Fliegen“ gesprochen. Nimmt der Steuerdruck ab wird er durch dosiertes anbremsen gleich wieder erhöht. Nimmt der Steuerdruck wieder zu, so wird die Steuerleine wieder etwas nachgelassen. Echte Piloten von Gleitschirmen machen dies permanent und intuitiv durch Routine und Übung. Das aktive Fliegen erfolgt sozusagen ganz automatisch.
Leider fehlt uns Modellpiloten das „Popometer“. Wir fühlen nicht, was der Schirm gerade macht. Aus diesem Grund ist das Fliegen eines Modellgleitschirms schwieriger als das Fliegen eines Echten. Allerdings können wir mit dem Model mehr riskieren, da unsere Gesundheit nicht aufs Spiel gesetzt wird. Wenn es für den echten Gleitschirm zu kritisch wird, dann fliegen wir einfach mit dem Modell. Da wir kein direktes Gefühl für den Modellgleitschirm haben, müssen wir vorausschauend fliegen. Die Kappe müssen wir im Flug permanent beobachten um rechtzeitig auf Klapper, Vorschießen oder Zurückfallen der Kappe reagieren.
Wir müssen aktiv fliegen, obwohl wir den Schirm nicht fühlen. Ziel ist es, den GLEITSCHIRM ÜBER DEN PILOTEN ZU HALTEN. Bei zu großem Anstellwinkel, stallen wir den Gleitschirm, mit einem Strömungsabriss und stürzen ab. Bei zu kleinem Anstellwinkel klappt der Gleitschirm ein und fällt auch vom Himmel. Das ist wesentlich schwieriger als das Fliegen des Echten. Beim Modellgleitschirmfliegen sind wir also immer am REAGIEREN, während beim echten fliegen mit einem Manntragenden man am AGIEREN ist. Ist es turbulent und böig, fliegen wir immer leicht angebremst um den Schirm stabil zu halten. Fällt der Schirm nach hinten, geben wir die Bremse frei und beschleunigen den Schirm.
Will der Schirm im Flug bei Turbulenzen nach vorne schießen, wird dies durch anbremsen verhindert. Wenn mit Motor geflogen wird kann der Gleitschirm mit etwas Gas und anbremsen gegen den Wind auch stabil gemacht werden. Wird die Kappe im Flug schwammig und fängt an in sich zu wackeln, kann angebremst werden, dann wird der wieder Schirm stabiler. Er darf nur nicht so stark angebremst werden, dass der Gleitschirm „stallt“/zusammenfällt. Fällt der Schirm in der Luft doch mal zusammen, öffnet sich die Kappe meistens wieder, wenn man etwas wartet. Durch permanentes Durchbremsen bei einem kollabierten Schirm kann man diesen schneller öffnen.
RAST RC-Gleitschirmehaben ein sehr schnelles Öffnungsverhalten, eine hohe Kappenstabilität, wirken großflächigen Klappern effektiv entgegen, haben kein vollständiges Entleeren der Kappe bei Störungen – dadurch ist weniger Höhenverlust, und eine bessere Kontrolle über die Bremse.
Also: Bei heftigen Bedingungen AKTIV fliegen. Immer etwas angebremst, viel Gewicht oder man nutzt heute den Beschleuniger.
Zum Abschluss noch kurz einige Info zum fliegen bei laminaren Winden.
Wie verhält sich ein RC-Paraglider bei laminaren Wind ? Was bedeutet laminarer Wind?
Laminarer Wind ist ein Wind mit gleichmäßigen Windgeschwindigkeiten, d.h. ein Wind, der nicht von Böen durchsetzt ist. Im Flachland wird in Bodennähe ein laminarer Luftstrom durch Hindernisse wie zum Beispiel Bäume, Sträucher und Häuser gestört, was zu Verwirbelungen führt – ein RC-Gleitschirm zeigt andere Flugeigenschaften, wie man es vielleicht beim soaren an der Küste oder in den Bergen kennt.
Das Soaren, ganz ohne Motor ist eine der entspanntesten Aktivitäten beim Fliegen – ob mit einem Paraglider oder einem RC-Paraglider. Der Pilot fliegt mit seinem Gleitschirm mehr oder weniger endlos in einem Aufwindband, das sich durch Anströmung eines Hanges bildet. Man kann es an Berghängen, steilen Hängen mit entsprechenden Winkeln erleben. Noch besser sind: Steilküsten.Trifft der laminare Seewind auf eine solche Steilküste, wird er fast senkrecht nach oben abgelenkt. Auf einem solchen Aufwindband kann der Gleitschirm sich solange halten, wie der Wind die richtige Richtung und die richtige Stärke hat. Diese Art des Fliegens bezeichnet man auf englisch “Soaring”, was übersetzt eigentlich “aufsteigen, emporschnellen” bedeutet. Zwar steigen wir nicht wirklich auf, denn wir müssen auf dem Aufwindband bleiben, das nach oben hin an Stärke verliert und immer mehr in die eigentliche Windrichtung zurückgedreht wird, aber da diese Technik auch in den Bergen an den Hängen zur Höhengewinnung genutzt wird, hat sich die Bezeichnung durchgesetzt.
Fazit
Manchmal kann der Wind auch Dein “Freund” sein, zum Beispiel beim soaren im Hangaufwind.
Fliegen bei windigen Verhältnissen heisst auch größere Beanspruchung der Elektronik, speziell der Servos.
Sonst genieße ich die Flugeigenschaften eines RC-Gleitschirmes bei wenig bis null Wind.
Wenn man entspannt fliegen möchte …
Allzeit gut Leinen, Tuch- und Propellerbruch !